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  Hamster
 

Der Hamster und das Rehkitz


Einst lief ein kleiner, dicker Hamster über ein Feld. Seine Knochen knarrten unter seinem Gewicht, seine Bäckchen stachen durch das Korn, das er gehamstert hatte, hervor. Gierig quollen seine kleinen, schwarzen, runden Augen heraus. Hastig las er immer weiter Korn auf, bis er in seinem regen Treiben gestört wurde.
Vor ihm stand ein Rehkitzchen, vielleicht zwei Monate alt. Jung und noch unverdorben wie es war, beobachtete es den dicken Hamster gespannt.
„Du solltest nicht so viel in deine Wangen stopfen! Spucke lieber wieder etwas aus. Sie werden sonst noch platzen!“, riet ihm das Kitzlein und trippelte aufgeregt von einem Bein aufs andere.
„Suche dir gefälligst deine eigenen Körner. Ich werde dir nämlich nichts abgeben, auch wenn du noch ein Rehkitz bist“, erwiderte der Hamster erbost, weil er den gut gemeinten Ratschlag des Kitzes falsch verstand. Korn fiel ihm beim Sprechen aus seinem kleinen Maul hinaus. Das Kitzchen war jedoch keineswegs so gierig wie der Hamster und wollte sich nichts von dem Korn ergaunern.
„Ich bin zwar noch jung, aber doch nicht blind! Jeder sieht, dass du den Mund viel zu voll nimmst. Außerdem will ich dein Korn nicht. Das ganze Feld ist voll damit. Wenn ich welches haben wollen würden, könnte ich es mir auch selber nehmen.“
Der Hamster hörte jedoch schon gar nicht mehr auf das Rehkitz und hatte seine Tätigkeit wieder aufgenommen. Er lief so schnell er konnte hin und her, wusste gar nicht, welches Korn er als erstes auflesen sollte. Seine Wangen wurden immer dicker, spannten sich gefährlich. Das Laufen wurde schwerer, seine Bäckchen hinderten ihn am Vorankommen.
Während das Rehkitz schließlich genüsslich ein paar Grashalme annagte, hustete der Hamster plötzlich laut auf. Ein Teil des Korns sprudelte aus seinem viel zu vollen Maul heraus, an dem anderen Teil hatte er sich verschluckt. Sein blasses Näschen lief von der Anstrengung rot an. In seiner Not rannte der Hamster zu dem Rehkitz und bat panisch: „So hilf mir doch!“
Das Rehkitz lief sofort geschwinnt zu einem nicht weit entfernten Bächlein und ließ ein wenig Wasser auf ein Blatt tröpfeln. Dieses brachte das Kitzlein dem Hamster, der es dankbar hinunter stürzte. Schließlich setzte sich der Hamster erschöpft neben das Rehkitz und sprach:
„An meiner Gier und meiner Ignoranz wäre ich fast gestorben. Wie gut, dass es auch solche Tiere wie dich gibt, mein kleines Rehkitz.“

copyright by Nina B.

 
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