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  Konsum
 

Der Konsumwahnsinn


Susanne konnte es immer noch nicht fassen. Eigentlich hatte sie in den Herbstferien nach Mallorca gewollt. Ihre Eltern hatten jedoch das Entwicklungsland Sudan ausgesucht. Mit diesem Gedanken hatte Susanne noch leben können, weil sie im Internet Bilder von wunderschönen Ferienanlagen mit Pools, Hightech und anderem Luxus gesehen hatte. Jetzt stand sie jedoch vor dem Hotel und konnte ihren Augen nicht trauen. Nichts von Luxus. Ein ärmliches Haus, das den anderen des Dorfes glich, stand vor ihr. Die Ziegel waren schief und dreckig. Kein Pool, kein Fernseher, keine Anlage und kein Telefon! Das Haus glich einer Ruine. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!“, schrie Susanne laut und dachte wehmütig an ihr schön eingerichtetes Zimmer in dem schneeweißen Haus in Deutschland. Vor dem Haus gab es noch nicht mal eine feste Straße. Wie sollte sie hier bloß auf ihren Stöckelschuhen laufen? Wo sollte sie in diesem Dorf bloß Klamotten shoppen gehen? Eine Welle der Wut überflutete sie. Sie konnte einfach nicht fassen, dass ihre Eltern ihr zumuteten drei Wochen in diesen Verhältnissen zu leben, ohne jeglichen Luxus. „Und ob das unser Ernst ist, Susanne.“, antwortete ihr Vater schließlich im ernsten Tonfall. „Wir haben mit Absicht zwei Zimmer in einem Hotel, das von Einheimischen geführt wird, genommen. Sie brauchen das Geld mehr als die Besitzer der Luxushotels.“ „Das ist mir völlig egal! Ihr könnt mich nicht drei Wochen lang hier festhalten!“, schrie Susanne schließlich wutentbrannt und rannte los. Je weiter sie lief, desto enger gebaut waren die Hütten und desto mehr stank es. Die Hitze stand in den kleinen Gassen, schwerer Staub biss ihr in den Augen. So viel Elend und sie mitten drin! Viel zu magere Kinder starrten ihr aus eingefallenen Augenhöhlen hinterher. Am Körper nicht mehr als dreckige Stofffetzen. Die Frauen, Schatten ihrer selbst, versuchten aus drei schrumpligen Kartoffeln etwas Brauchbares für sechs Köpfe zu kochen. Susanne konnte in die Hütten sehen. Sie erschrak vor dem Elend und der Hilflosigkeit und blieb abrupt stehen. „Der Unterschied zwischen diesen Menschen und dir ist, dass du in drei Wochen wieder in den Konsumwahnsinn zurückkehren wirst und diese Menschen wahrscheinlich ihr ganzes Leben in Armut bleiben werden. Während sie mit dem Hungertod kämpfen, denkst du an Handys, Fernseher oder Pools und denkst, dass das Schicksal gegen dich ist, weil du drei Wochen lang ein noch viel besseres Leben als diese Menschen leben wirst. Sie wären schon mit einem Sack voller Kartoffeln glücklich.“, sagte ihr Vater durch das Rennen keuchend, als er sie eingeholt hatte. Nachdenklich senkte Susanne ihr Haupt. Sie war dem Konsumwahnsinn tatsächlich verfallen und erkannte nun die Realität.


copyright by Nina B.

 
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