Lichter

Kalte Luft, eisiger Regen, durchzogen von dem süßen Duft der Paradiesäpfel, Mandeln und Bratwürste. Dröhnende Musik, die den Boden zum Vibrieren bringt. Dicht gedrängt huschen Menschen aneinaner vorbei, nicht aufeinander achtend und sich erbarmungslos ihren Weg durch die Menschenmassen kämpfend. Laute, körperlose Stimmen preisen ihre Stände und Artikel an. Luftballons durchbohren die Nebelschwaden der Maschinen und versperren die Sicht zu dem sternenklaren Himmel, der seltsam durch die Lichter schimmert. Blaues Licht flutet die Meter um mich herum und lässt die porzellanartigen Gesichter der Menschen seltsam maskenhaft wirken. Ihre Gesichtszüge sind emotionslos und seltsam verzerrt, jedoch spiegeln ihre Augen widerliche Neugier wider, die sie mit ihren teilnahmlosen Gesichtern zu verbergen versuchen. Bunte Lichter versuchen das kalte Blau zu verdrängen, doch gelingt es ihnen nicht. Kälte breitet sich in meinem Körper aus und lähmt meine Glieder. Die Menschen laufen wie Dampfwalzen an mir vorüber. Ganz langsam, um ja nichts auf ihrem Weg auszulassen und laufen dabei Gefahr mich zu erdrücken. Verschont mich! Jeden Moment könnten sie auf mich treten und das blaue Licht würde verlöschen und Schwärze würde stattdessen eintreten. Wie seltsam erleichternd das Blau doch auf mich wirkt, obwohl es die anderen Menschen so seltsam verzerrt. Ein seltsam beruhigender Ton dringt aus dem Chaos zu mir hindurch und Wärme breitet sich erneut in mir aus, als man mich vorsichtig berührt. Ein aufmunterndes Lächeln schimmert durch den typischen Essensgeruch und löst die Stimme ab. Das Blau routiert dabei fast genauso schnell wie die Schauer, die mich durchlaufen. Die Regentropfen brechen das blaue Licht des Krankenwagens, das mir mit jeder Sekunde näher kommt, als mich zwei Sanitäter mit einer Barre vom Boden heben, bis es ganz erlischt und der laute Ton des Martinhorns laut in meinem Kopf nachhallt.

copyright by Nina B.