Treffen im Winter

Maja spürte den leichten Wind mehr als sonst, und auch die Stimmen der an ihr vorbeilaufenden Menschenmassen wirkten auf einmal lauter. Sie versuchte jede Kleinigkeit ihrer Umgebung wahrzunehmen, während sie fröstelnd an dem kleinen Café in der Innenstand stand. Sie kannte nur ein Bild von Martin, mit dem sie sich gestern im Internet verabredet hatte. Nur ein einziges Bild und die Art, wie der Fremde mit ihr schrieb, hatten sie dazu veranlasst. Maja hatte noch nie ein Blinddate gehabt und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es das Richtige war, was sie tat. Wirre Gedanken vernebelten dem Mädchen den Kopf. Angst, dass sie Martin nicht leiden mochte oder er ganz anders als im Internet war, durchflutete ihren Körper. Was, wenn sie sich auf einmal gar nicht mehr verstanden? Die Hände des Mädchens waren so eiskalt, dass sie ihre Fingerspitzen kaum noch spürte. Ihre Augen musterten jeden Menschen, der an ihr vorbei eilte, doch niemand sah Martin ähnlich oder kam auf das junge Mädchen zu. Tief durchatmend zog Maja ihre Schultern hoch und zwang sich, ruhig zu bleiben. Es war noch lange nicht acht Uhr. Während Maja auf ihre Armbanduhr blickte, vermischte sich die klare Nachtluft binnen kurzer Zeit mit einem angenehmen Parfum, das mit jeder Sekunde intensiver wurde. Überrascht ließ sie den Jackenärmel über das Schmuckstück zurückgleiten und sah auf. Vor ihr stand ein junger Mann, der grinsend auf sie hinab sah. „Ich bin Martin“, sagte er und reichte Maja seine warme Hand. Neugierig musterte das Mädchen ihn. die Kälte wich aus ihr und ihre Schultern senkten sich ein wenig. Es war wirklich der junge Mann, mit dem sie geschrieben hatte, und er war ihr auch sympathisch. Martin sah fast genauso aus wie auf dem Bild, das er geschickt hatte. Nur seine Ausstrahlung hatte sie nicht so stark vermutet. Sie musterte ihn erleichtert. „Ich bin Maja.“ Lächelnd erwiderte sie den festen Händedruck und folgte Martin in das Café. Nun war sich das Mädchen sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

copyright Nina B.