Just Imagine - Autorenhomepage
  Draco
 

Draco, der Straßenhund


Draco hatte in seinem Leben noch nie Glück gehabt. Er war einer von vielen und wurde von niemandem besonders wahrgenommen. Er lebte als herrchenloser Hund auf den Straßen Griechenlands. Jeden Tag musste er sich gegen die anderen Rudel behaupten, die viel stärker waren als er und wenn er Pech hatte, bekam er noch nicht mal die Reste zum Fressen ab.
Seinen Namen hatte er von einem kleinen Jungen bekommen, der vor einigen Jahren mit seinen Eltern in Griechenland gewesen war und den kleinen Mischling, der erst ein Jahr alt gewesen war, gesehen hatte. Draco und Peter, wie der kleine Junge hieß, waren zwei Wochen unzertrennlich gewesen. Draco hatte noch nie so viel Vertrauen zu einem Menschen gehabt. Doch auch dieses Mal hatte er kein Glück gehabt. Peters Eltern wollten den streunenden Hund mit dem verfilzten Fell und dem abgestumpften Blick nicht mit nach Deutschland nehmen und hatten Peter mit Gewalt von seinem vierbeinigen Freund weggezogen.
Seither waren sieben Jahre vergangen, in denen Draco verjagt, geschlagen und verstoßen wurde. Sieben Jahre voller Pech und voller Sehnsucht nach dem einzigen Menschen, den er jemals in sein Herz geschlossen hatte. Peter!
„Wann fliegen wir denn endlich ab?“, fragte ein etwa achtzehnjähriger Bursch die Stewardess. Er konnte es kaum noch erwarten in Griechenland zu landen.
„In etwa fünf Minuten. Bitte gedulden Sie sich noch ein wenig!“
Mit einem aufgeregten Kribbeln im Bauch lehnte sich Peter in den gepolsterten Sitz zurück. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Sieben lange Jahre hatte es gedauert. Sieben lange Jahre vermisste er seinen Draco schon und vielleicht lebte er schon gar nicht mehr. Die erste Zeit hatte er gehofft, dass er den kleinen Mischling vergessen könnte, doch all die Jahre hatte er an seinen Hund denken müssen. Wenn man ein Tier erst mal lieb gewonnen hatte, konnte man es nicht mehr vergessen. Auch wenn Peter seinen Hund nur zwei Wochen lang bei sich haben durfte. Es war sein Hund! Er konnte den treuen, dankbaren Blick des Hundes immer noch spüren. Die Momente, in denen Draco die Trauer und die Stumpfsinnigkeit aus den Augen gefegt worden war. So oft er seine Eltern auch überreden wollte Draco aus Griechenland zu holen. Sie hatten es immer verboten und stattdessen vorgeschlagen einen Hund aus dem Tierheim zu holen. Seine Eltern hatten einfach nie verstanden, was er für Draco verspürte. Diese innige Zuneigung und die Liebe, die Draco ausgestrahlt hatte und die Peter berührt hatte, hatte er bei keinem anderen Hund mehr verspürt.
Während Peter im Flieger nach Griechenland saß, stromerte Draco durch die engen Gassen Athens. Er hatte wieder mal den ganzen Tag nichts gefressen und sein Magen knurrte schon gefährlich laut. Endlich entdeckte er eine offene Mülltonne, aus der es nach Fleisch roch. Gierig stürzte er sich darauf und wollte schon nach dem gammligen Stück schnappen, als er von einem Mann hoch genommen wurde und gegen die Wand geschleudert wurde. Fiepend brach Draco zusammen. Er war nichts wert, kein Straßenhund war etwas wert, obwohl sie auch Lebewesen waren, die sich ihr Leben nicht ausgesucht hatten. Der Mann eilte wieder davon und ließ den abgemagerten Hund einfach liegen. Es war ihm egal, was mit ihm geschehen würde. Diese Straßenhunde bedeuteten für ihn einfach nur eine lästige Plage. Er war einer der vielen Menschen, die nicht die Seele des Tieres sehen wollten, denen es egal war, wenn ein Tier schmerzen litt. Statt den armen Tieren zu helfen, prügelten sie einfach drauf los. Das verstand Draco nicht. Denn er war doch nur ein Hund, ein Hund mit Gefühlen.
Der Flieger landete knirschend auf der Landebahn in Athen. Peter sprang unruhig auf die Treppe und raste über das Feld hinweg. Er konnte es kaum noch aushalten. Er musste Draco finden. Seinen Hund. Er wusste, was manche Menschen mit Tieren taten, wenn es nicht ihre waren. Bei dem Gedanken stiegen ihm die Tränen in die Augen.
Athen war auch noch am späten Abend voll. Peter hatte Mühe sich durch die Massen zu drängeln und war froh, als er schließlich in die engen Gassen gelangte, in denen sich so viele Hunde tummelten, in der Hoffnung ein wenig Abfall ergaunern zu können.
Mit schnell klopfendem Herzen schlich Peter durch die Gassen und zog den ein oder anderen misstrauischen Blick eines Griechen auf sich. Hunde, die sich in der Dunkelheit verbargen, hatten sich ängstlich zusammen gekauert. Sie hatten Angst vor Gewalt.
Plötzlich hörte Peter ein leises Wimmern, dem er neugierig nachging. Es hörte sich kläglich an, flehte nach einem besseren Leben. Einem Leben wie es viele Hunde in einer Familie hatten. In Peter kam Zorn auf, weil er wusste, was dieses Wimmern zu bedeuten hatte.
Plötzlich sah er ihn! Der kleine Mischling mit dem verfilzten Fell und dem stumpfen Blick, der ins Leere ging. Er wimmerte leise vor sich hin und schien sich immer wieder zu fragen: „Wieso ich?“ Sein trauriges Hundeleben begann schon an seinen Auge vorbeizurasen, als er eine vertraute Stimme hörte.
„Draco!!! Oh, mein Gott, Draco!“, schrie Peter nur und raste auf seinen Hund zu. Vorsichtig strich er dem Hund über das Fell. Dracos Augen fixierten seinen verloren geglaubten Menschen und strahlten Unglaube aus. Er konnte es nicht glauben, dass er nach so viel Elend auch mal Glück hatte. Er konnte es einfach nicht glauben....
Weinend hob Peter Draco hoch und rannte los. Einfach weg von dem Elend, in eine ungewisse Zukunft.
In jener Nacht hatte Draco nicht geglaubt, dass er jemals ein besseres Zuhause haben würde. Er hatte geglaubt, dass er einsam und allein verrecken würde. Doch Peter hatte ihn gefunden, mit nach Deutschland genommen und aufgepäppelt. Er hatte nun einen wunderschönen Garten und war endlich bei dem Menschen, dem er als einzigen jemals Vertrauen geschenkt hatte. Ausgelassen tobte er im Gras umher. Sein Blick war nicht mehr so strahlend wie bei ihrer ersten Begegnung. Zu oft war er misshandelt worden, zu viel war ihm passiert. Im Gegensatz zu den anderen Straßenhunden hatte er jedoch in seinem trostlosen Leben ein wenig Glück gehabt. Glück, das wünschte er auch den vielen anderen Straßenhunden, die immer noch gequält und verfolgt wurden.

Kommentar: In vielen Ländern dieser Welt werden Straßenhunde wie der letzte Dreck behandelt. Verschließt nicht die Augen davor! Denn sie sind nicht anders als dein oder mein Haustier und haben Gefühle!!! Womit haben sie also diese Brutalität verdient?

© Nina B.

 
  Besucher gesamt 9245 Besucher (25669 Hits)  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden